Bienenbox

Bienen faszinieren mich schon länger: Die Komplexität eines Bienenstocks, die Kommunikation der Bienen untereinander, der perfekte Wabenbau und natürlich das bekannteste Produkt der Bienen – der Honig. Außerdem habe ich in den letzten Jahren aber immer wieder Beiträge zur Bedeutung der Bienen für unser Ökosystem gelesen, die stets davor gewarnt haben, dass der Wandel im Agrarbereich erheblichen Einfluss auf das Vorkommen und Überleben der Bienen hat. Im Rahmen eines gesteigerten ökologischen Bewusstseins haben sich daher einige Initiativen entwickelt, die dem entgegentreten wollen. Eine dieser ist das Konzept  bzw. der Verein „Stadtbienen e.V.“, der die Bienenbox entwickelt hat und seit 2014 vertreibt.

Wenn man nun als interessierter Laie in Literatur und Internet recherchiert, bekommt man den Eindruck, dass man auf die Frage, welche Bienenbeute (also Bauform des Bienenkastens) am besten sei, von fünf Imkern fünf unterschiedliche Antworten bekommt. Hier stehen sich Ideologien gegenüber, die teilweise scheinbar sogar zu Grabenkämpfen führen. Grundsätzlich lässt sich eine Unterscheidung zwischen ertragsorientierter und wesensgemäßer Bienenhaltung machen. Da mir wenig daran gelegen ist, einen möglichst großen Honigertrag zu erzielen, kam für mich daher nur die zweite Form in Frage. Hierfür gibt es beispielsweise mit der Melifera Einraumbeute, der Bienenkiste, der Warré-Beute und der Bienenbox unterschiedliche Ansätze, die alle Vor- und Nachteile bieten. Nach längerem Stöbern war mir die Bienenbox am sympathischsten und ich habe mich für dieses Konzept entschieden. Entwickelt wurde die Box von Johannes Weber, der ein Möglichkeit gesucht hat, Bienen in der Stadt am Balkon zu halten. Heute hat sich hieraus ein kleines Unternehmen entwickelt, welches neben der Box auch Zubehör und Kurse zum Imkern anbietet. Daneben wird ein Youtube-Kanal geführt, in dem etwas wackelige, aber nette Videos bereitgestellt werden, die wichtige Etappen im Bienenjahr zeigen.

Da mir der Kaufpreis von 335,-€ (240,- € für die Box, 95,-€ für die Standvorrichtung) für einen Bienenbox mit Unterbau zu hoch war, habe ich mir die technische Zeichnung über den Shop gekauft und im vergangenen Winter begonnen, die Box selbst zu bauen. Rückblickend muss man sagen, dass sich die Ersparnisse bei einem Selbstbau in Grenzen halten. Die Standvorrichtung selber zu bauen macht sicherlich Sinn und ist erheblich günstiger, da man mit Materialkosten von weniger als 20,- € hinkommt, die Box ist insgesamt aber doch aufwendiger, da bspw. die Nut für der Varroaboden gefräst werden muss, der Boden selbst aus einer Kunststoffeplatte besteht, die ca 20,-€ kostet und auch das Varroagitter beim Imkerbedarf auf einer Rolle für rund 20,-€ gekauft werden muss. Hinzu kommt einen bienenfreundliche Holzlasur und ein Satz Rähmchen im Format „Kuntzsch hoch“, die ich über Bienenbox.de bezogen habe. Letztlich hat mich aber auch die kleine Herausforderung eines Selbstbaus animiert und man darf bei solchen Projekten natürlich nicht anfangen, die Stunden, die man dafür verwendet, im Hinterkopf mitzuberechnen.

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Das Rohmaterial aus dem Baumarkt
Hier ist die Nut für den Varroaboden an der bereits fertigen Box gut zu erkennen
Hier ist die Nut für den Varroaboden an der bereits fertigen Box gut zu erkennen

Los ging es mit zwei Leimholzplatten und Glattkantbrettern aus Kiefernholz. Diese habe ich gemäß der technischen Zeichnung auf die Maße der vier Bretter, die die den Rahmen der Box ergeben, zugeschnitten. Etwas aufwendiger war Fräsung der Seitenbretter, in die später der Varroaboden eingeschoben werden soll. Da ich keine Oberfräse zur Hand hatte, musste ich mir mir einer Handkreissäge weiterhelfen, die ich auf eine Einschnitttiefe von 8mm eigestellt und mit geringem Versatz zweimal entlang einer Schiene über die Bretter geführt habe.

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Das ausgeklinkte Seitenteil der fertigen Box, wo später die Rähmchen eingehängt werden
Das Tuch, mit dem die Rähmchen abgedeckt werden, damit die Bienen nicht am Deckel bauen, habe ich einfach aus einem alten Kartoffelsack zurechtgeschnitten und genäht
Das Tuch, mit dem die Rähmchen abgedeckt werden, damit die Bienen nicht am Deckel bauen, habe ich einfach aus einem alten Kartoffelsack zurechtgeschnitten und genäht

Ein weiterer Unterschied zur Kaufversion sind die oberen Kante der Seitenteile. Laut Zeichnung sollen diese 9mm tief ausgefräst werden, sodass der äußere Rand stehen bleibt. Auch hier habe ich in Ermangelung einer Oberfräse einfach jeweils das ganze Stück herausgeschnitten und alternativ die Breite der Seitenleisten des Deckels auf 10cm erhöht und damit mehr als verdoppelt. Hierdurch ist der ausgesägte Versatz abgedeckt. Der Deckel ist ansonsten gemäß der Zeichnung aus Sperrholz und einer Leichtfaserplatte mit den Glattkantbrettern als Seitenteile gebaut worden. Nachträglich habe ich an den Innenseiten dann noch einen Streifen des Kunststoffes angebracht, aus dem ich den Varroa-Boden geschnitten habe. Durch diesen passt der Deckel wirklich fast luftdicht auf die Box und keine Biene sollte auf die Idee kommen können, statt dem offiziellen Ausgang aus dem Flugloch über den Deckel in die Box zu gelangen. Bisher funktioniert das auch völlig unproblematisch.

Die noch ungestrichene Kiste inkl. Deckel, auf dem jedoch noch die Dachpappe fehlt
Die noch ungestrichene Kiste inkl. Deckel, auf dem jedoch noch die Dachpappe fehlt
Die Bienenbox auf der Standvorrichtung
Die Bienenbox auf der Standvorrichtung

Die obere Kante des Kastens habe ich noch mit einer Schiene aus Aluminium gesichert. Das ist zwar nicht so in der technischen Zeichnung vermerkt, in den (neueren) Videos auf Bienenbox.de kann man eine solche aber erkennen. Hinzu kommt, dass ich durch die geringere Stärke der Leimholzbretter von 18 mm (statt 19 mm) in der Summe zwei Millimeter fehlen. Die Rähmchen wären zwar nicht durchgerutscht, durch die zusätzlichen 1,5 mm Aluminium auf beiden Seiten bekommt alles aber noch mehr Halt.

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Einzug der Bienen mit bereits bewohnten Rähmchen

 

Das Einsetzen des Bienenvolks musste etwas vom Standardvorgehen abweichen, da es sich nicht um einen Schwarm, sondern um einen Ableger, also ein bestehendes Volk inkl. Königin, handelt, die bereits auf einem anderen Rahmenmaß Eier gelegt hat. Diese Rähmchen müssen also in die Box eingepasst werden, zunächst wird das Volk auf diesen Rahmen weiterresidieren, sobald hier der Platz erschöpft ist, werden die Bienen auf die neuen Rahmen im Maß „Kunztsch hoch“ ausweichen.

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Die Aluschiene, auf der die alten Rähmchen (rechts) um 90 Grad gedreht in der Bienenbox hängen und die Kantenschoner aus Alu, auf denen die Rähmchen aufliegen
Hier ist die mit einem blauen Punkt markierte Königin gut zu erkennen
Hier ist die mit einem blauen Punkt markierte Königin gut zu erkennen

Da das alte Maß kleiner ist, sind die alten sechs

Rähmchen um 90 Grad gedreht in die Box gehängt worden. Dazu habe ich, wie auch auf Bienenbox.de beschrieben, aus Aluprofileisten zwei Schienen geschnitten, auf die die Rähmchen aufgelegt werden. Auf ein Trenngitter habe ich zunächst verzichtet. Dieses hätte so eingehängt werden können, dass die alten von den neuen Rähmchen getrennt sind. In dem Fall würde man die Königin mitsamt der anderen Bienen auf die neuen Rähmchen kehren; da die Löcher im Gitter aber extra klein gehalten sind, können nur kleine Arbeiterinnen (und eben nicht die Königin) zurück zu den alten Rähmchen, hier die bestehende Brut pflegen, die dann nach spätestens 21 Tagen geschlüpft wäre.Das restliche Volk hätte begonnen, die neuen Rähmchen zu bebauen. Aufgrund des späten Zeitpunkts im Jahr (Ende August) soll das Volk aber zunächst auf den alten Rahmen bleiben, im nächsten Jahr folgt dann der endgültige Umzug. Ganz besonderer Dank gilt Matthias Schmidt für Rat und Tat sowie ganz besonders für das Überlassen des Bienenvolkes!

Nachfolgend gibt´s noch ein Video mit ersten Eindrücken von der bewohnten Bienenbox: